­Liebe Freund*innen,
sehr geehrte Damen* und Herren*, ­
­ ­ ­
­ Das Jahr 2019 war ein aufregendes Jahr für agisra.
Nach der Kündigung im Oktober 2018, standen wir zehn lange Monate vor der Ungewissheit:
Finden wir bezahlbare Räumlichkeiten für unser Team und die knapp 750 ratsuchenden Frauen*? Nach öffentlichen Aktionen und Gesprächen mit Politiker*innen kam im August dann die erleichternde Nachricht.
agisra hat ein neues Zuhause – am Salierring 48, 50677 Köln.

Der Sommer brachte aber auch unerfreuliche Entwicklungen mit sich: Im August ist ein weiteres Gesetzespaket in Kraft getreten, welches die Möglichkeiten auf Schutz für geflüchtete und migrierte Personen deutlich erschwert. Die Umsetzung der verkürzten Asylverfahren und die Abschaffung unabhängiger Rechtsberatung in den Aufnahmeeinrichtungen führen dazu, dass die allerwenigsten Frauen* ein Bleiberecht aufgrund von frauen*spezifischen Fluchtgründen zuerkannt bekommen.

Gründe, die besonders für Frauen* aus sog. Sicheren Herkunftsländern von Bedeutung sind. Im letzten Jahr kamen rund 152 Frauen* in unsere Beratungsstelle, die betroffen waren von Partnerschaftsgewalt – viele davon aus sog. Sicheren Herkunftsländern. Wenn sich jene Frauen* aufgrund von Gewalt für eine Trennung entscheiden, sind sie dennoch der Gefahr ausgesetzt, zusammen mit dem gewalttätigen Ehemann in das Herkunftsland abgeschoben zu werden. Die Angst vor Rache und weiterer Gewalt gilt nicht als Bleibegrund, auch wenn sie in den Herkunftsländern keinerlei Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt erhalten.

Um sich dieser Thematik ausführlich und öffentlich anzunehmen, hat agisra im Oktober eine Fachtagung mit dem Thema „Schutz(los) im „Sicheren“ Herkunftsland“ organisiert. Referentinnen aus den Ländern Albanien und Kosovo haben den 160 Teilnehmenden einen Einblick in die strukturellen Probleme und Defizite in Bezug auf Gewaltschutz geben können. In den Vorträgen und den anschließenden Diskussionen wurde deutlich, dass die Bezeichnung „sichere“ Herkunftsländer ausschließlich ein politisches und gesetzliches Konstrukt ist und wenig mit der Realität von Schutzbedürftigen zu tun hat.

Gleichzeitig zeigten die Fachtagung und weitere Veranstaltungen im vergangenen Jahr, dass wir mit unserem Einsatz für die Rechte von geflüchteten und migrierten Menschen und dem Kampf gegen patriarchale Unterdrückung nicht alleine da stehen.

Mit rund 4000 Frauen und Queers sind wir am 08.März als Teil des Frauen*Streik Bündnisses auf die Straße gegangen, um ein Zeichen gegen Sexismus und Rassismus zu setzen. Am 25.11. haben wir gemeinsam mit rund 650 Frauen und Queers gegen die weltweite Gewalt an Frauen* und Mädchen* demonstriert. Beispiele unter vielen, welche Mut geben, uns weiter für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen.

Wir schicken Euch solidarische Grüße und freuen uns auf gemeinsame Aktivitäten im neuen Jahr 2020, damit wir weiterhin für eine feministische und antirassistische Gesellschaft eintreten können.

Für das neue Jahr wüschen wir alles Gute, Freude und Kraft.
Eure agisra Frauen*