Ein Text von Derman Aygün

Zum 01. Januar 2020 ist am Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik der Technischen Universität Darmstadt das Bildungsprojekt „Vielfalt bildet! Rassismuskritische Bildungsarbeit gemeinsam gestalten“ angelaufen. Das Ziel des durch das Bundesförderprogramm „Demokratie leben!“ geförderten Projekts besteht in der Konzeption und Durchführung rassismus- und diskriminierungskritischer Bildungsformate für Studierende des Lehramts sowie der Pädagogik.

Hochschulen sind verantwortlich für die (Aus-)Bildung von Multiplikator*innen in der Bildungsarbeit und somit den zukünftigen Gestalter*innen der Gesellschaft. Problematisch hierbei ist, dass Hochschulen als Teil der Gesellschaft auch einen wesentlichen Beitrag zur (Re-)Produktion von Rassismus und sozialer Ungleichheit leisten, wodurch diskriminierende Praktiken sowie rassistische Denkstrukturen unreflektiert an Studierende weitergegeben werden. Zugleich verfügen Hochschulen über Potential, die kritische Betrachtung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen und stereotypen Urteilsbildungen zu ermöglichen – und genau an dieser Stelle knüpft das Projekt „Vielfalt bildet!“ an: Im Rahmen des Projekts sollen Bildungsangebote unterschiedlicher Formate entwickelt werden, die die Studierenden dazu anregen sollen, bestehende Macht- und Herrschaftsverhältnisse kritisch zu hinterfragen. Ein wesentliches Augenmerk liegt hierbei auf der Reflexion der eigenen Involviertheit in diese mit dem Ziel, herrschende rassistische und hierarchisierende Denkstrukturen aufzubrechen und defizitorientierten sowie stereotypen Sichtweisen und Urteilsbildungen entgegenzuwirken.

Eine Besonderheit des Projekts stellt die Kooperation mit den Migrant*innenselbstorganisationen Die Brücke e.V. und Roza e.V., der Selbstorganisation Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V., dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Hessen, der Bildungsstätte Anne Frank sowie der Heinrich-Emanuel-Merck Schule in Darmstadt dar. Denn gemeinsam mit diesen werden Bildungsangebote entwickelt und erprobt, die sich nicht nur Studierenden, sondern auch den Akteur*innen der Kooperationspartner*innen widmen, wodurch eine breite Zielgruppe erreicht wird. Gleichzeitig werden durch die partizipative Konzeption und Durchführung rassismus- und diskriminierungskritischer Bildungsangebote zivilgesellschaftliche Selbstorganisationen in ihrer Expertise anerkannt und Zugänge zum Thema Rassismus und Diskriminierung mit Praxiserfahrungen aus der außeruniversitären Bildungsarbeit verschränkt, wodurch die Hochschule als Bildungsort für vielfältige Perspektiven geöffnet wird. Durch die Thematisierung und Anknüpfung an aktuelle Ereignisse, wie etwa die Morde in Hanau und die rassistischen Auswirkungen der Corona-Pandemie, oder allgegenwärtige, jedoch kaum wahrgenommene rassistische Konstruktionen, wie beispielsweise die Alltagssprache, soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Rassismus nicht nur als rechtsextreme Denk- und Handlungsform besteht, sondern vielmehr ein inhärenter und aktueller Bestandteil auf allen gesellschaftlichen Ebenen ist und die Gesellschaft sowie ihre Akteur*innen wesentlich (mit-)gestaltet.

Zu den Aktivitäten des Projekts und Kontaktmöglichkeiten:

E-Mail der Projektmitarbeitenden: Derman Aygün derman.ayguen@tu-darmstadt.de

Projekthomepage: https://www.pl.abpaed.tu-darmstadt.de/projekte_1/projekt_vielfalt_bildet__/vielfalt_bildet.de.jsp

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